Analytische Forschungsinfrastrukturen für die Materialentwicklung - Innovative und nachhaltige Materialien im Zirkulärem Wirtschaften

31.08.2022

Das europäische Forschungsinfrastrukturprojekt ReMade@ARI (Recyclable Materials Development at Analytical Research Infrastructures) soll die Entwicklung neuer Materialien mit einer sehr hohen Recyclingfähigkeit bei gleichzeitig wettbewerbsfähigen Funktionalitäten ermöglichen. Das Projekt startet am 1.9.2022 unter Beteiligung der Isotopenphysiker*innen des Vienna Environmental Research Accelerators (VERA).

Bis zu 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produkts werden bereits in der Entwurfsphase festgelegt. Dies ist eine Kernaussage des "Circular Economy Action Plan" der Europäischen Union. Um das Thema nachhaltiger Produktion und Produkte umfassend anzugehen, startet nun das europäische Forschungsinfrastrukturprojekt ReMade@ARI (Analytical Research Infrastructures). Der einfache Zugang zu mehr als 50 analytischen Forschungsinfrastrukturen in ganz Europa, soll die Entwicklung neuer Materialien mit einer sehr hohen Recyclingfähigkeit bei gleichzeitig wettbewerbsfähigen Funktionalitäten ermöglichen. Diese innovativen und nachhaltigen Materialien sind Schlüsselkomponenten in verschiedensten Bereichen wie Elektronik, Batterien, Fahrzeuge, Bau, Verpackung, Plastik, Textilien und Lebensmittel. Viele dieser Bereiche kennen und nutzen das Potential der europäischen Forschungsinfrastrukturen bisher noch nicht, so dass die fachkompetente Rundum-Beratung ein Schwerpunkt von ReMade@ARI ist. Das Projekt startet am 1. September 2022 unter Beteiligung der Isotopenphysiker*innen des Vienna Environmental Research Accelerators (VERA). Dort steht die ultrasensitive Beschleunigermassenspektrometrie allen Wissenschaftler*innen, auch denen aus der Industrie, zur interdisziplinären Forschung zur Verfügung.  

Die Entwicklung neuer funktionaler Materialien (advanced materials), die langlebig und gleichzeitig recyclingfähig sind, ist essentiell für den Erfolg der Mobilitäts- und Energiewende. Diese Materialien sollten zudem unter effizientem Einsatz heimischer europäischer Ressourcen und deren Rückführung in die Produktionsprozesse als Sekundärrohstoff möglich sein. Ein gängiges Beispiel: Faserverstärkte Verbundwerkstoffe für die Windkraft und den Fahrzeugbau sind aktuell problematisch hinsichtlich ihrer Integration in die Zirkuläre Wirtschaft und müssen diesbezüglich ersetzt oder optimiert werden.

Hier setzt ReMade@ARI an: Aus der Vielzahl an vorhandenen Forschungsinfrastrukturen kann die ausgewählt werden, an der die benötigte unterstützende analytische Forschung zur Entwicklung dieser Materialien am besten realisiert werden kann. Prof. Robin Golser erklärt "Das Potential von Photonen, Elektronen, Ionen und starker Magnetfelder für die Materialforschung ist zwar rudimentär bekannt, wird aber nicht voll genutzt. Dahingegen ist die Analyse von Ultraspurenelementen mittels der an der Universität Wien durchgeführten Beschleunigermassenspektrometrie nahezu Neuland." Eine wichtige Information über Materialien ist, ob sie aus nachhaltigen biogenen oder fossilen Rohstoffen hergestellt werden. "Mit unserer Anlage VERA können wir das an sehr kleinen Materialmengen über den Kohlenstoff-14 Gehalt gesichert überprüfen."

Das europaweite Netzwerk ReMade@ARI wird der Ansprechpartner für alle Branchen und Forschungsbereiche, in denen neue Produkte im Sinne des Zirkulären Wirtschaftens entwickelt werden. "Forschende aus der Wissenschaft aber auch aus der Industrie, die ein neues, wiederverwertbares Material entwickeln möchten, können an uns herantreten." betont Dr. Stefan Facsko, der wissenschaftliche Koordinator am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf.  

ReMade@ARI ist eine Plattform für wegweisende interdisziplinäre Materialforschung, die einen substanziellen Einfluss auf die Ausweitung des Zirkulären Wirtschaftens haben wird. Insgesamt sind 40 Partner des ARIE-Netzwerks aller analytischer Forschungsinfrastrukturen in Europa an dem Projekt beteiligt. Das Projekt wird mit insgesamt 13,8 Millionen Euro von der EU gefördert.

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Robin Golser
Leiter Isotopenphysik, Fakultät für Physik, Universität Wien Währinger Straße 17, 1090 Wien
T: +43-1-4277-51702
M: +43-664-8175638
E: robin.golser@univie.ac.at
W: isotopenphysik.univie.ac.at

Dr. Barbara Schramm
Leiterin Programmplanung und Internationale Projekte, Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR)
Bautzner Landstraße 400, 01328 Dresden
T: +49 351 260 2684
E: b.schramm@hzdr.de
W: www.hzdr.de

Mehr zum europäischen Forschungsinfrastrukturprojekt ReMade@ARI (Recyclable Materials Development at Analytical Research Infrastructures):
ec.europa.eu/info/funding-tenders/opportunities/portal/screen/how-to-participate/org-details/999999999/project/101058414/program/43108390/details

 

 

Isotopenphysiker*innen am Vienna Environmental Research Accelerator (VERA). © Dr. Silke Merchel, Universität Wien